Ute Langen
Praxis für ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung

Somatic Experiencing - Traumabewältigung

Somatic Experiencing wurde vom amerikanischen Traumaforscher und Körpertherapeuten Dr. Peter Levine entwickelt und ist eine Behandlung zur Auflösung von posttraumatischen Belastungssyndromen (PTBS).                                                                                           

Trauma als solches ist keine Krankheit, sondern ein Schutzreflex. Es entstehen jedoch Beschwerden auf körperlicher und psychischer Ebene, wenn sich dieser Schutzreflex nicht löst. Dabei erscheinen Symptome oft erst einige Zeit nach dem Ereignis (Tage bis Monate, Jahre). Durch Auflösung dieser Blockade im Nervensystem verringern sich die Symptome oder verschwinden vollständig. Die natürliche Selbstregulation des Nervensystem ist wieder hergestellt. Im Somatic Experiencing (SE) arbeiten wir in erster Linie an den körperlichen Empfindungen und den Folgen des überwältigenden Ereignisses im Körper, indem wir die Aufmerksamkeit auf die eigene Körperwahrnehmung lenken. Dabei spielt die Geschichte, das überwältigende Ereignis, nur eine untergeordnete Rolle.


Körperliche Beschwerden:

-Chronische Muskelverspannungen

-Anhaltende Erschöpfung

-Chronische Schmerzen

-Migräne

-Schwindel

-Unruhe in den Extremitäten

-Schlafstörungen

-Geschwächtes Imunsystem

-Verdauungsprobleme

-Herzbeschwerden ohne Befund


Psychische Beschwerden:

-Angstzustände, Panikattacken

-Scheinbar grundlose Trauer bzw. nicht endenwollende Trauer

-Häufige Albträume

-Depression

-Bindungsunfähigkeit

-Aggression/ Wutanfälle

-Hyperaktivität

-Flashbacks: Frühere Gefühlszustände kehren zurück

-Dissoziation: fehlender Selbstkontakt

-Gefühl von Hilflosigkeit

-Gefühl der Leere


Was ist ein Trauma

Dramatische Ereignisse wie ein Verkehrsunfall, sexuelle und körperliche Gewalt und Bedrohung, aber auch Stürze, Operationen, Naturkatastrophen oder der Verlust eines nahen Menschen führen zu unterschiedlichen Reaktionen: bei Bedrohung kämpfen oder flüchten wir und wenn das versagt, erstarren wir durch einen biologisch ausgelösten Totstellreflex. Wird der Kampf erfolgreich überstanden oder ist die Flucht gelungen, baut sich die mobilisierte Energie im Körper wieder ab und es kommt zu keinen späteren Beeinträchtigungen. Wenn der Organismus jedoch in die Erstarrung fällt und dort über lange Zeit stecken bleibt, kann sich die geballte Energiemenge im Körper nicht mehr von selbst auflösen. Es entstsht ein Trauma. Das Trauma ist damit Folge einer Blockade im Nervensystem.  Diese Blockade bewirkt die verschiedenen körperlichen oder psychischen Beschwerden wie oben aufgelistet. 

Trauma- ein körperliches Geschehen

Bei der Aufarbeitung eines Trauma muss aus SE- Sicht die körperliche Reaktion berüksichtigt werden. Gelingt es dem Menschen, die erstarrten unvollständigen Abwehrreaktionen abzuschließen, die blockierten biologischen Prozesse schrittweise und langsam wieder in Fluss zu bringen, so kann die Person zum Gefühl von Normalität, Spannkraft und Wohlbefinden zurückfinden.

SE und die wilden Tiere

Peter A. Levine beobachtete, dass Tiere in freier Wildbahn oft in Momenten höhster Gefahr- zum Beispiel Gazellen, kurz bevor sie von einer Raubkatze getötet werden- in einem Todstellreflex fallen. Dabei bricht die Gazelle auf der Flucht wie ohnmächtig zusammen. Dies ist die Folge der bereits erwähnten Energieblockade im vegetativen Nervensystem. Es ist einerseits ein Schutz des Tieres vor Überlastung des Nervensystems- Todesangst und Schmerzen werden nicht mehr wahrgenommen- andererseits kommt es vor, dass die Gazelle durch den Angriff überlebt, weil Raubkatzen tote Tiere in der Regel nicht fressen. In diesem Fall erwacht die Gazelle nach ein paar Minuten, steht auf und beginnt am ganzen Körper zu zittern. Danach kommt das Tier wieder zur Ruhe und rennt davon, unbelastet durch das Ereignis. Wenn das Tier jedoch beim Zittern gestört wird und ein Teil der Energieblockade bestehen bleibt, erleidet auch das Tier ein Trauma. Folgen dieses Traumas sind zum Beispiel dauernde Angst, Anspannung, Unruhe und Verlsut der sozialen Bindung zu den anderen Herdenmitgliedern. Wenn beim Menschen diese Entladung nicht vollständig abläuft, entstehen Beschwerden wie beim Tier, das während des Zitterns gestört wird. Nach einem Geschehen wie z.B. einem Verkehrsunfall, gewähren wir dem Organismus oft nicht genügend Schutz, Ruhe und Zeit, um sich zu entladen.  In diesem Fall braucht es gewisse Hilfestellungen und Methoden um der Person zu helfen, sich aus dem traumatischen Zustand heraus zu bewegen. Peter A. Levine hat wesentliche Prinzipien erforscht, wie ein Trauma verarbeitet und aufgelöst werden kann und diese Erkenntnisse in SE umgesetzt.

Lösung von Trauma aus SE-Sicht

Die Ressourcen der Klientin / des Klienten bilden eine wichtige Grundlage zur Lösung von Trauma. Es geht darum, aus der Position der Stärke und Kraft heraus etwas Schwierigem und Unbekannten zu begegnen. Auf dieser Basis wird das traumatische Ereignis körperlich und geistig "neu verhandelt". Dabei ist nicht nur das Ereignis selbst entscheidend, sondern die Art und Weise, wie die physiologischen Regulationskräfte des Nervensystems mit der Bedrohung fertig werden. Die SE- Praktizierende hilft der Klientin/Klienten, über den Kontakt mit dem vegetativen Nervensystem Blockaden behutsam aufzulösen. Die "eingefrorene" Energie wird in kleinen Dosen "aufgetaut" und kommt schrittweise zur Entladung. Wenn es emotional zu belastend erscheint oder die bewusste Erinnerung fehlt, kann ein Trauma auch bearbeitet werden, ohne über ein Eriegnis zu sprechen. Durch das Aufspüren und Wiederbeleben der biologischen, körperlichen Abwehrkräfte entsteht aus dem traumabedingten Gefühl von Lähmung und Erstarrung ein Gefühl von Lebendigkeit, Lebensfreude und eine Öffnung von neuen Möglichkeiten im Leben.

SE lässt sich gut mit verschiedenen Therapie-Möglichkeiten kombinieren. Da jeder Mensch und jedes Problem einzigartig ist, gibt SE viel Raum für kreative Lösungsfindung.


Bücherempfehlungen:

- "Sprache ohne Worte" von Peter Levine

- "Vom Trauma befreien" von Peter Levine

- "Trauma-Heilung- das Erwachen des Tigers" von Peter Levine

-  "Verwundete Kinderseelen heilen" von Maggie Kline und Peter Levine

- "Was der Körper zu sagen hat" von Dr. Isa Grüber